RAINMÜHLE WALDAU
RAUMZELLE IM SCHEUNENGESCHOSS EINER SCHWARZWALDMÜHLE
Die Rainmühle am Ordnach-Bach in Waldau ist abgesehen von Instandhaltungsarbeiten und dem rückgebauten Mühlrad im Wesentlichen in ihrem Originalzustand von 1840 belassen. Die historische Raumfolge von Küche, Stube, Kaminzimmer und kleinen Kammern ist erhalten und spiegelt im Zusammenspiel mit der Handwerklichkeit der Holzkonstruktion und –oberflächen die bescheidene Einfachheit der Geschichte des Hauses wider.
Projektart: |
Beauftragung |
Bauherr: |
privat |
Leistung: |
in Zusammenarbeit mit Holzbau Göppert, Schönwald |
Ort: |
Waldau |
Zeitraum: |
2019–2021 |
Ökologische Maßnahmen: |
Bauen im Bestand, Weiterbauen |
Status: |
fertiggestellt |
Fotograf: |
ARCHITEKTEN STEIN HEMMES WIRTZ |
Veröffentlichungen: |
BAUART 22, Architektur und Kultur |
Die authentische und besondere Qualität des denkmalgeschützten Gebäudes sollte bewahrt bleiben. Gleichzeitig bestand der Wunsch das Haus, das vorrangig als Feriendomizil genutzt wird, ohne zusätzliche Dämm- oder Anbauarbeiten auch ganzjährig gut nutzen zu können. Hierfür lieferte das Dachgeschoss ein bis dahin ungenutztes Potential. Ein stützenfreies Raumvolumen, das intern über eine steile Stiege mit Klappe und zudem über einen Steg von außen zugänglich ist.
Heute befindet sich hier eine Wohnebene mit Kachelofen, die in einem Raum alle Bedürfnisse des Wohnens beherbergt und das kleinteilige Raumerlebnis der unveränderten Bestandsgeschosse in im Erd- und Obergeschoss ergänzt. Das Dachtragwerk ist sichtbar belassen. Alle historischen Konstruktionshölzer konnten im Originalzustand belassen werden. Die Dachflächen, in die auf der Bachseite ein großformatiges, flächenbündiges Glaslammellen-Fenster für Licht, Luft und Ausblick eingeschnitten wurde, sind heute mit Holzfasern gedämmt und mit einem Gips und Kalkputz verputzt. Die Giebelseiten sind im Innenraum in Weißtanne gehalten. Nach Nordwesten wurde ein bestehendes Fenster vergrößert und eröffnet den Blick entlang des Bachlaufs. Auf der gegenüberliegenden Giebelseite integriert sich eine Raumzelle in die Dachschräge. Ähnlich einem Möbelstück ist es ebenfalls in Weißtanne gehalten und nimmt ein kleines Bad, Abstellflächen, Garderobe und eine Küchenzeile mit freistehender Kochinsel auf. Die neue Wohnebene schreibt das Materialkonzept des Bestandsgebäudes fort, greift Holz als konstruktiv und gestaltprägendes Material auf und interpretiert es im Detail handwerklich neu. Außerdem formulierte der Bestand weitere Ansprüche direkt mit und lud zur Nachahmung ein: eine ressourcenschonende, regionale und kreislaufgerechte Bauweise.